HERZ: FEUER UND FLAMME FÜR BIOMASSE
Michael Schmidt hat eine bewegte Karriere hinter sich, bevor er die Position als General Manager in dem seit Generationen familiengeführten Unternehmen Wollsdorf Leder übernahm. Von Kanada bis Südamerika war er im Bereich Schiffsantriebe und Kraftwerke tätig, bevor er sich auf nachhaltige Energielösungen spezialisierte. Besonders die Biomasse-Technologie hat ihn fasziniert und geprägt. So leistete er Pionierarbeit, um effiziente und umweltfreundliche Heizlösungen in Chile und Uruguay zu etablieren. Im Interview erzählt er von seinen Erfahrungen, Herausforderungen und Erfolgen – und warum er von BINDER Energietechnik aus Bärnbach, einem Unternehmen der HERZ-Gruppe, so überzeugt ist.
HERZ News: Herr Schmidt, Sie haben viele Jahre in Chile und Uruguay verbracht. Wie kam es dazu?
Michael Schmidt: 1987 bin ich nach Kanada ausgewandert, doch dort wurde mir schnell langweilig. Also habe ich mir einen VW-Bus gekauft und bin nach Südamerika gefahren. Ich habe 1,5 Jahre in dem Bus gelebt, das ganze Gebiet bereist und bin schließlich 1990 in Chile hängengeblieben.
HERZ News: Chile war also eine spontane Entscheidung. Wie kam es zum Verkauf von Biomasse-Anlagen?
Michael Schmidt: In Chile ist viel mit Biomasse geheizt worden, aber unter sehr prekären technischen Voraussetzungen und mit enormen Emissionen. Es bestand auch der Glaube, dass Biomasse-Kesseln nicht die gewünschten hohen Leistungen erbringen können. Ich wollte zeigen, dass man auch mit geringeren Emissionen sehr wirtschaftlich Biomasse umsetzen kann und habe meine eigene Firma in Chile gegründet und BINDER Kessel aus Österreich importiert.
HERZ News: Mit welchen Herausforderungen wurden Sie dabei konfrontiert?
Michael Schmidt: Die größte Herausforderung war das Umdenken der Kunden. Unsere Kessel waren teurer als die lokalen Modelle. Die meisten dachten eher kurzfristig, also lieber niedrige Investitionskosten als langfristige Einsparungen. Deshalb haben wir damit angefangen, die Kessel selbst aufzustellen und vorerst die Energie zu verkaufen. So konnten wir zeigen, dass es billiger und besser ist als bisher. Danach begann der Markt, sich zu öffnen.
HERZ News: Wie hat sich der Markt für Biomasse in Chile entwickelt?
Michael Schmidt: Anfangs war es schwierig. Die meisten heimischen Kessel waren handbeschickt und hatten miserable Wirkungsgrade. Die Betreiber hatten zwei bis drei Arbeiter nur dafür angestellt, den Kessel zu befüllen. Wenn die nachts eingeschlafen sind, ist der Kessel ausgegangen (lacht). Wir haben mit modernen, vollautomatischen Emissionskesseln eine neue Technik für Chile eingeführt, die wirtschaftlich und umweltfreundlich arbeitet. Es war ein sehr anstrengendes Geschäft, ist uns aber erfolgreich gelungen.
HERZ News: Auf welches Projekt in Chile sind Sie besonders stolz?
Michael Schmidt: Wir haben viele Projekte in Chile durchgeführt, von Hotels bis zu Fitnesszentren. Unser wichtigstes Showprojekt war aber ein Nahwärmeprojekt mitten in Santiago de Chile, zwei Blöcke vom Umweltministerium entfernt. Wir haben im Jahr 2012 einen 3 Megawatt Warmwasserkessel von BINDER aufgestellt, der weiterhin im Betrieb ist. Angeschlossen sind 22 Gebäude mit etwa 2.600 Wohnungen, die mit Heizung und Warmwasser bedient werden. Als Brennstoff wird verwendet was brennt - von Hackschnitzel, über Pellets bis hin zu Olivenkerne und Zwetschkenkerne. Als wir das Projekt realisiert haben, konnten wir erstaunte Blicke aus dem Fenster des Umweltministeriums beobachten (lacht).
HERZ News: Ich schätze, weil sie stark begeistert waren?
Michael Schmidt: Chile hat immer noch ein großes Problem mit der Luftverschmutzung. Wir konnten mit dem Projekt zeigen, dass mit Biomasse mitten in der Stadt ohne Emissionsprobleme geheizt werden kann. Das gab es davor in Chile nicht.
HERZ News: Wie sah die Situation in Uruguay aus?
Michael Schmidt: In Uruguay haben wir 2016 eine Prozess-Energie-Anlage für ein großes Sägewerk realisiert. Dabei ist ein 9 Megawatt Dampfkessel von BINDER für den Holztrocknungsprozess im Einsatz. Seither arbeitet die Anlage täglich unter Volllast. Das Erstaunliche an der Anlage ist, dass die geplanten und ungeplanten Ausfallsstunden deutlich unter 240 Stunden im Jahr liegen. Das ist garnichts bitte. Ein Kessel dieser Größe, der jahrelang im Dauerbetrieb ohne Probleme läuft, ist eine Seltenheit.
HERZ News: Warum BINDER?
Michael Schmidt: Ich war nebenbei im Aufsichtsrat unseres Familienunternehmens Wollsdorf. Daher musste ich viermal im Jahr nach Österreich reisen, um an den Aufsichtsratssitzungen teilzunehmen. BINDER war nicht weit weg von unserem Standort, weshalb ich direkt hinfuhr um mir die Kessel anzuschauen. Es hat von Anfang an alles gut funktioniert. Warum soll ich etwas wechseln, das optimal läuft?
HERZ News: Welche Eigenschaften von BINDER haben Sie besonders überzeugt?
Michael Schmidt: Einer der größten Vorteile von BINDER ist natürlich die niedrige Ausfallsquote. Hinzu kommt, dass die BINDER Kessel für den Container-Transport optimiert sind. Wir haben sogar den 9 Megawatt Kessel in Containern nach Uruguay gebracht. Das kann keiner außer Binder. Ein weiterer wesentlicher Pluspunkt ist die vormontierte Bauweise. Die Kessel werden im Werk von BINDER zusammengesetzt und anschließend für den Transport in Modulbauweise vorbereitet. Dadurch habe ich die Gewissheit, dass keine Nacharbeiten auf der Baustelle erforderlich sind. Das spart Zeit und verhindert teure Probleme auf der Baustelle.
HERZ News: Nach all diesen Jahren in Südamerika sind Sie jetzt wieder in Österreich. Warum?
Michael Schmidt: Chile hat sich verändert. Seit 2019 herrscht dort Chaos. Das ist nicht mehr das Land, das ich kannte. Also bin ich zurück nach Österreich gekommen und bin in unserem Familienunternehmen tätig.
HERZ News: Nach meinem Kenntnisstand wird derzeit eine große BINDER-Anlage für Wollsdorf produziert. Sehen wir uns nach der Inbetriebnahme für ein weiteres Interview wieder?
Michael Schmidt: Das wird ein interessantes Vorzeigeprojekt. Da führen wir ein gesondertes Interview um zu zeigen, wie vielseitig ein Biomassekessel eingesetzt werden kann, während die Investitionen dabei leistbar bleiben.
HERZ News: Das hört sich spannend an. Ich freue mich schon darauf. Vielen Dank für die aufschlussreichen Einblicke in die Welt der Südamerikaner.
