v.l.n.r.: Abteilungsinspektor Roland Mühl (Oberaufsicht Betriebe), Major Guido Riepl (Wirtschaftsleiter), Ing. Gerald Winkelbauer (Berufsschuldirektor der LBS Graz 4) Foto: HERZ
03.11.2023  Pressemeldung Alle News von HERZ Armaturen

HERZ: DER WEG ZURÜCK INS LEBEN

JUSTIZANSTALT GRAZ-KARLAU

Die Justizanstalt Graz-Karlau ist mit einer Kapazität von mehr als 500 Haftplätzen die drittgrößte Strafvollzugseinrichtung in Österreich. Sie sieht jedoch nicht nur den Freiheitsentzug der Insassen als ihre Aufgabe, sondern auch deren Resozialisierung in die Gesellschaft, um die Rückfallswahrscheinlichkeit zu verringern und dadurch einen verbesserten Opferschutz zu gewährleisten. Daher bietet die Justizanstalt Graz-Karlau seit mehr als 70 Jahren neun Lehrausbildungen für Insassen im Sinne der Resozialisierung an - darunter auch die Ausbildung zu Installations- und Gebäudetechnik. HERZ unterstützt auch hier die Aus- und Weiterbildung mit dem HERZ Pelletkessel pelletstar zu Schulungszwecken.

Vom kaiserlichen Jagdschloss zur Justizanstalt

Das ehemalige Jagdschloss des Erzherzogs Karl II. von Innerösterreich (1540-1590) dient seit mehr als 200 Jahren als Justizanstalt. Im 16. Jahrhundert fasste Erzherzog Karl II., der dritte Sohn des römisch-deutschen Königs und späteren Kaisers Ferdinand I. (1503-1564), den Entschluss am Augebiet in Nähe der Mur ein Schloss zu erbauen, umgeben von einem Tiergarten und dem kaiserlichen Jagdgebiet. Benannt wurde das Schloss selbstverständlich nach Erzherzog Karl II. sowie dem Gebiet: Schloss Karl-Au. Die Bauarbeiten des Schlosses waren kaum abgeschlossen, als Erzherzog Karl II. 1590 an einer bakteriellen Infektionskrankheit starb. Seine Witwe Erzherzogin Maria gestaltete den Besitz weiter aus und das Schloss Karlau wurde zum bevorzugten Witwensitz.

Im Verlauf der Jahre geriet das Schloss in weitere Hände. 1749 bestimmte Kaiserin Maria Theresia (1717-1780) das Schloss als ein "Arbeitshaus". Landstreicher sowie Arbeitslose wurden hier an "Ordnung" gewöhnt und auch ausgebildet. Während des Siebenjährigen Krieges von 1756-1763 diente das Schloss erstmalig als Kriegsgefangenenhaus, bis es 1769 wieder als Arbeitshaus genutzt wurde. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts diente das ehemalige Schloss als Kaserne, bis es schließlich im Jahre 1803 nach einer Reform des Strafrechtes zum Provinzialstrafhaus für Häftlinge mit einer Strafe von bis zu 10 Jahren Freiheitsentzug bestimmt wurde.

Heute werden in der Justizanstalt Graz-Karlau auf einer Fläche von knappen 70.000 m² ausschließlich männliche Häftlinge untergebracht, die zu einer Haftstrafe von drei Jahren bis zu lebenslanger Haft verurteilt wurden.

Die Resozialisierung für die langfristige Sicherheit der Gesellschaft

1950 wurde vom damaligen Abteilungsinspektor Heinrich Fauland die Initiative ergriffen, eine Berufsschule zur Resozialisierung der jugendlichen Insassen ins Leben zu rufen. Angefangen mit den Berufen Herrenkleidermacher, Schuhmacher und Tischler bietet die Justizanstalt Graz-Karlau derzeit Lehrausbildungen in 9 Berufen: Elektrotechniker, Installations- und Gebäudetechniker, Koch, Kfz-Techniker, Maler und Beschichtungstechniker, Hochbau (ehemals Maurer), Metalltechniker, Schuhmacher und Tischler. Viele Insassen der Justizanstalt Graz-Karlau sind Wiederholungstäter. Insassen die eine Lehrausbildung absolvieren, weisen im Vergleich mit anderen eine wesentlich niedrigere Rückfallwahrscheinlichkeit auf.

Major Guido Riepl ist seit 26 Jahren in der Justizanstalt Graz-Karlau tätig und erklärt uns im exklusiven Interview, wie sich die Ausbildung während der Haftzeit auf die Insassen und deren Zukunft auswirkt.

HERZ News: Wie schaut der Tagesablauf eines Häftlings aus?

Guido Riepl: Von 15:00 - 07:00 Uhr befinden sie sich im Haftraum. Die restliche Zeit sind sie in den hauseigenen Betrieben beschäftigt und haben auch Freizeit. Von Fußball bis Kochgruppen oder Literaturworkshops, wir bieten hier vieles zur Auswahl an.

Derzeit haben wir 22 Betriebe eingerichtet und haben einen großen Auftraggeberkreis. Es wird geschaut, welche Insassen gerade ihre Strafe absitzen, was können sie, wo haben sie Erfahrung damit wir entscheiden, welche Aufträge wir jetzt aufnehmen können. Einige Insassen sind im Freigang direkt beim Auftraggeber und arbeiten dort. Einige Aufgaben werden aber auch hier vor Ort durchgeführt wie z.B.: Verpackungs- und Sortierarbeiten. Wir haben beispielsweise eine Tischlerei und erstellen für uns und andere Justizanstalten Möbel her, wie auch eine Kfz-Werkstatt.

HERZ News: Nach welchen Überlegungen erfolgt die Entscheidung, welche Lehrberufe in der Justizanstalt Graz-Karlau angeboten werden?

Guido Riepl: Wir schauen, was am Arbeitsmarkt benötigt wird. Alle ausgebildeten Berufe bei uns sind gefragte und handwerkliche Berufe, die auf der Mangelliste der Wirtschaftskammer stehen. Wir haben aktuell insgesamt 22 Betriebe in der Karlau und versuchen für jeden Beruf passende Insassen zu finden. In jedem Betrieb ist ein Kollege, der für die Lehrausbildung zuständig ist und entscheidet gemeinsam mit dem jeweiligen Berufsschullehrer, ob der Insasse nach der Schnupperlehre den Lehrvertrag bekommt oder nicht. Das Abschlusszeugnis erhalten sie dann vom WIFI.

HERZ News: Wie wirkt sich die Ausbildung auf die Insassen aus?

Guido Riepl: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sie eine bessere Chance haben sich in der Gesellschaft zu integrieren, als wenn sie keinen Beruf abschließen. Insassen, die während der Haft schon in externen Unternehmen arbeiten, bleiben meistens auch nach der Entlassung in der Firma.

Sie werden hier menschlich behandelt, lernen Verantwortung zu tragen, verlässlich zu sein und sich an die Tagesstruktur anzupassen. Die Regeln werden strikt eingehalten, sonst ist der Arbeitsplatz weg. Es ist also auch ein menschlicher Aspekt und Umgang dahinter. Wir hatten einen Insassen, der so intensiv für die Lehrprüfung gelernt hat, weil er den Berufsschullehrer als seinen zweiten Vater gesehen hat und ihn nicht enttäuschen wollte.

HERZ News: Die Wertschätzung und das Erfolgserlebnis spielen für die Insassen also eine ziemlich große Rolle?

Guido Riepl: Die meisten von ihnen haben in ihrem Leben keine Wertschätzung erhalten, sie sind teils schon in der Schule negativ aufgefallen oder waren das letzte Glied in der Gesellschaft. Sie haben oft gespürt, dass sie nicht gewünscht sind. Wir erfüllen hier den gesetzlichen Auftrag hinsichtlich Freiheitsentzug, aber wir sind nicht da, um sie noch weiter zu bestrafen. Unsere Aufgabe liegt nämlich auch darin, sie auf das Leben danach vorzubereiten.

HERZ News: Durch den menschlichen Umgang und die Ausbildung sowie Vorbereitung auf das Leben danach, wird also auch zum Schutz der Gesellschaft beigetragen?

Guido Riepl: Selbstverständlich. Wenn wir die Personen nur wegsperren und nichts mit ihnen machen, wie sollen sie dann auf die Gesellschaft wieder losgelassen werden? Das nächste Delikt ist dann vorprogrammiert. Unser Auftrag ist es, sie gesellschaftsfit zu machen. Wenn jemand 10-15 Jahre eine Strafe absitzt, passieren sehr viele Sachen da draußen. Es ist auch psychisch eine andere Einstellung nach einer langen Zeit wieder frei zu sein. Keiner möchte den Nachbar oder ein Familienmitglied deprimiert oder voller Wut zurückbekommen. Wir versuchen alles auszuschöpfen, was in unserer Macht steht und was uns der Gesetzgeber ermöglicht.

HERZ News: Vielen Dank für das interessante Gespräch und Informationen, die der Mehrheit nicht bekannt sind.

Die Herausforderungen für Lehrende

Das Unterrichten im Gefängnis ist nicht so einfach wie in den Schulen. "Hier ist die Welt eine andere." sagt Ing. Winkelbauer, der seit Jahren die Lehrausbildung Installations- und Gebäudetechnik in der Karlau unterrichtet. Umgeben von 360° Kameras in einem Raum mit 3-4 Häftlingen ist nichts für schwache Nerven. Die Herausforderung liegt jedoch an den eingeschränkten Möglichkeiten. Lehrausgänge und Exkursionen sowie Internet sind im Gefängnis Tabu. Daher bringt er auf einem USB Stick die in Schulen gefilmten Laborversuche mit und projiziert diese über den Beamer. "Handwerk ist Übungssache. Das Handwerkliche kann man nur durchs Üben lernen, vor allem das Stahlschweißen - und das je öfter umso besser." betont Ing. Winkelbauer. Der große Mangel an Fachkräften im Bereich des Handwerks ist ihm bekannt.

Die Kunst und Schwierigkeit im Gefängnis zu unterrichten liegen auch darin, die Insassen zu motivieren und sie auf ihr Potenzial aufmerksam zu machen. Die Motivation von Ing. Winkelbauer ist klar: Einen persönlichen Beitrag zur Resozialisierung der Insassen zu leisten.

HERZ Pelletkessel pelletstar in der Karlau

Viele Insassen interessieren sich auch für den Lehrberuf Installations- und Gebäudetechnik. Daher hat HERZ für Schulungszwecke den neuen Pelletkessel pelletstar der Justizanstalt zur Verfügung gestellt. Der Kessel hat eine automatische Zündung und einen automatischen Heizbetrieb und sorgt für eine energieeffiziente Verbrennung durch die Lambdasondenregelung. Aus Sicherheitsgründen wird der Pelletkessel in der Justizanstalt Graz-Karlau nicht für Heizzwecke in Betrieb genommen, sondern dient zum Zusammenbau und Einstellung der Regelung.

Über den Einsatz des HERZ Pelletkessels sind die Justizanstalt Graz-Karlau und auch Ing. Winkelbauer besonders erfreut: "Unser HERZ Pelletkessel ist ein sehr wertvoller Beitrag für die Ausbildung. Ich hatte gehofft und vermutet, dass Dr. Glinzerer diesen Wunsch erfüllen wird, da er ein großes Herz für Berufe und insbesondere für den Installateurberuf hat. Die Insassen werden für die Zukunft ausgebildet und die erneuerbare Energie ist die Zukunft. Wir können nun Anlagen umbauen, so wie sie heute sein sollten und schauen nach vorne." sagt Ing. Winkelbauer.

Die Branche sucht verzweifelt nach Fachkräften und die Justizanstalt Graz-Karlau leistet einen wertvollen Beitrag um diesen Fachkräftemangel zu mildern. Mit dem Einsatz eines HERZ Pelletkessels trägt HERZ zu dieser Lösung bei und unterstützt auch jene, die sich einen Neustart und ein besseres Leben nach der Entlassung wünschen.

HERZ News bedankt sich für die Möglichkeit einen außergewöhnlichen Besuch in die Justizanstalt Graz-Karlau abstatten zu dürfen sowie einen Einblick in die Welt der Gefangenen zu erhalten.

HERZ Armaturen GmbH
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