31.07.2024  Pressemeldung Alle News von QUERSCHIESSER

QUERSCHIESSER: Geh‘ mir weg mit VUCA!

Manager, die sich mit der Entwicklung von Strategien befassen, kratzen sich bisweilen ratlos am Kopf und reden von VUCA-Zeiten. VUCA steht für volatility (Schwankung), Uncertainty (Unsicherheit), Complexity (Komplexität) und Ambiguity (Mehrdeutigkeit). Der Begriff ist vor Jahren vom U.S. Army War College geprägt worden, die in „bombigen Zeiten“ einen Überblick behalten wollten. Man könnte heute Mitleid mit den Strategiesuchenden haben und bedauern, wie hart doch die aktuellen Zeiten sind. Wenn da nicht Henry Mintzberg, Professor für Strategie, schon im Jahr 2000 geschrieben hätte, dass die Probleme bei der Entwicklung einer Strategie in den Bereichen Strategiefindung, Widersprüche, Mehrdeutigkeiten, Komplexität, Zerlegbarkeit und Dynamik liegen. VUCA ist alter Wein in neuen Schläuchen.

VUCA ist nicht das Problem unserer Umwelt, sondern ein Problem des Managers, der sie bewältigen will/soll. Wer von VUCA redet, hat eines von zwei Problemen. Entweder sind seine Modellkenntnisse im Bereich Strategie unterdurchschnittlich, oder, er ist sehr umsichtig und die Anzahl der Aspekte, der er berücksichtigen will, ist außerordentlich hoch.  Das Leben an sich ist VUCA – der eine merkt es, der andere nicht! Kein Grund zur Panik, Andrew Grove, ehemals „bester Manager der Welt“ (Time Magazin) schrieb dazu ein Buch mit dem Titel „Nur die Paranoiden werden überleben“.

Spaß am Rande: Wer heute cool sein und zeigen will, dass er sich einen Kopf um die richtige Strategie macht, redet von BANI. Brittle (spröde, brüchig), anxious (verunsichert), nonlinear (keine klaren Ursache-Wirkung-Verhältnisse), incomprehensible (unverständlich). 

Jetzt kann man sich natürlich fragen, wie eine so solide und stets gleich funktionieren Branche wie die SHK-Fachschiene auf einmal für beteiligte Manager VUCA wird. Die Antwort ist einfach, genau wegen dieser beschriebenen anhaltenden Gleichförmigkeit.  Rebecca Henderson, Strategieprofessorin am MIT hat einmal untersucht, wie sich Branchen definieren und dabei disruptive Potenziale entstehen. Branchen entstehen durch dominierende Geschäftsmodelle. In unserem Fall der SHK-Fachschiene definiert sich diese durch den allgemeinen Konsens, dass das Handwerk die Krone der Schöpfung ist und Hersteller und Händler nur „zuarbeiten“ dürfen. Hersteller, Handel und Handwerk haben sich gegenseitig zu bevorzugen und werden bei Handlungsabweichungen abgestraft.

Die Vergangenheit hat eigentlich immer gezeigt, dass dieser Konsens nicht wirklich zu einem Absatzmaximum der Hersteller führt. Erst lieferten die Hersteller verschämt und umständlich auch über die Baumärkte, später etwas weniger zurückhaltend auch über die Reuter dieser Welt. Heute steht das dominierende Geschäftsmodell unter Leistungsdruck und wird immer öfter links und rechts überholt. Nicht wenige Spieler wetten darauf, dass man erfolgreicher ist, wenn man das dominierende Geschäftsmodell unterläuft, anstatt es zu akzeptieren und anzuwenden.

Hinzu kommt die Erkenntnis, dass das Handwerk eben nicht die Krone der Schöpfung ist. Mag sein, dass keiner besser montieren und schrauben kann, aber bei der Akquise von Kunden, dem After Sales, dem Empfehlungsmarketing, etc. ist der Handwerker eben nicht der Beste. Zerlegt man die Prozesskette im SHK-Handwerk in Einzelschritte, erkennt man sofort, dass es für viele Jobs Spezialisten gibt, die einen Job perfekt erledigen, wo der Handwerker nur „recht und schlecht“ werkelt. So kamen und kommen die Thermondos, Enpals und Homeservices dieser Welt in die Fachschiene.

Es liegt auf der Hand. Die Fachschiene ist reif für einen disruptiven Umbruch, bei dem die neuen Wettbewerber aus einem integrierten Spezialistennetzwerk bestehen. Meist wird der Handwerker als Spezialist der manuellen Ausführung dabei sein, manchmal auch nicht. Auf jeden Fall ist er nicht mehr „Krone der Schöpfung“, sondern nur noch Netzwerkpartner.

Dieser Wandel hat Konsequenzen. Tendenziell erwarten wir eine sinkende Bedeutung des ZVSHK und der FVSHK bei der Gestaltung der Spielregeln der Branche. Ein erster Hinweis dürfte die Entfernung des Handwerks aus der Trägerschaft der Branchenmessen sein. Die Bilateralität zwischen Hersteller und Handwerk wird steigen. Das wird zu selektiven Vertriebsformen und mehr Partnerprogrammen führen und die Breitenkommunikation über Branchenzeitung fast zum Erliegen bringen.

Wir sehen uns auf dem Trendkongress!

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