Abwasser unter der Rückstauebene: Ein Fall für die Hebeanlagen und Pumpstationen von ACO Haustechnik Teil 1 von 2
Der Bedarf oder die Notwendigkeit einer Hebeanlage ist schnell erklärt: Schmutzwasser, das unterhalb der Rückstauebene anfällt, muss nach oben gepumpt – gehoben – werden, damit es in die Kanalisation gelangen kann. Das Prinzip klingt einfach, doch die Umsetzung verlangt großes Know-how. Denn unterschiedliche Bausituationen verlangen unterschiedliche Lösungen. Entsprechend umfangreich ist das Programm des Entwässerungsspezialisten ACO Haustechnik: Es gliedert sich in Abwasserhebeanlagen und Pumpstationen.
Standortbedingungen und Auswahlkriterien
Schmutzwasser aus Ablaufstellen unterhalb der Rückstauebene muss der öffentlichen Kanalisation laut DIN 1986-100 und DIN EN 12056 über eine automatisch arbeitende Hebeanlage rückstaufrei zugeführt
werden. Für Niederschlagswasser von Flächen unterhalb der Rückstauebene gilt zudem der Grundsatz: Anfallendes Oberflächenwasser ist vom Gebäude wegzuleiten. Dementsprechend sind Regenflächen über separate Pumpstationen außerhalb des Gebäudes zu entwässern.
Der wesentliche Unterschied zwischen Hebeanlagen und Pumpstationen ist damit schon genannt – er besteht im Standort: Die Installation von Hebeanlagen erfolgt innerhalb eines Gebäudes (frei aufgestellt oder in einem Schacht). Pumpstationen hingegen finden ihren Platz im Erdreich außerhalb des Gebäudes.
In beiden Fällen gibt es bei der Auswahl der geeigneten Lösung eine grundsätzliche Frage zu beantworten: Um welche Art von Abwasser handelt es sich? Als Abwasser gilt jede Art verunreinigter Abwässern, die im häuslichen und gewerblichen Bereich anfallen. Dazu gehört u.a. durch Gebrauch verschmutztes Wasser, gewerblich genutztes Wasser und Regenwasser. Bei häuslichem Abwasser unterscheidet man zwischen Grauwasser (fäkalienfrei) und Schwarzwasser (fäkalienhaltig),
Bei Regenwasser hängt der Grad der Verunreinigung (v.a. Öl, Salz und Sand) primär von Geographie, Stadtnähe und Regenhäufigkeit ab. Industrielles Abwasser bzw. Betriebswasser erfordert bei der Geräteauswahl eine detaillierte Analyse, da die chemischen Bestandteile stark variieren können.
Neben dem Standort und der Auslegung der Anlage (sprich Bemessung entsprechend der anfallenden Wassermenge) ist die Wahl des Laufrades ein entscheidender Faktor.
Konstruktionsformen
Ein entscheidendes Bauteil einer jeden Abwasserhebeanlage ist das Laufrad mit dem zugehörigen Spiralgehäuse, durch das die Abwässer und die mitgeführten Bestandteile in die Druckleitung gepumpt werden.
Die einfachste Bauart ist das Freistromrad. Die Bezeichnung verweist auf den großen Freiraum bzw. den freien Kugeldurchgang im Pumpengehäuse, der es ermöglicht, dass Abwasser mit festen und langfaserigen Dickstoffen verstopfungsarm passieren können. Da Freistrompumpen keinen Drosselspalt zwischen Laufrad und Pumpengehäuse haben, sind Geräte dieser Bauweise an Standorten mit sehr großen Stillstandzeiten besonders betriebssicher: Ein Festrosten des Laufrads und eine dadurch hervorgerufene Blockade der Pumpe ist fast ausgeschlossen.
Schneidwerke kommen häufig zum Einsatz, wenn eine geringe Druckleitungsdimension erforderlich ist, wie es bei Sanierungsprojekten und Pumpstationen im Außenbereich oft der Fall ist. Eine Schneidwerkpumpe ist mit einem Freistromlaufrad ausgestattet, das über eine vorgeschaltete Schneideinrichtung verfügt. Um ein optimales Schneidergebnis zu gewährleisten, ist es wichtig, diese Schneideinrichtung regelmäßig zu warten und zu überprüfen.
Kanalräder eignen sich zur Förderung von Abwässern mit festen und kurzen faserförmigen Fest- und Dickstoffen, Schlamm, organischen Materialien und Fäkalien. Sie haben in der Regel einen hohen Wirkungsgrad und ermöglichen leises, laufruhiges Pumpen – auch in Verbindung mit einem langsam laufenden Motor mit geringeren Drehzahlen (1450 U/min), was wiederum der Langlebigkeit der Pumpe(n) zu Gute kommt.
Eine große Innovation ist das adaptive N-Laufrad. Eine patentierte Funktion ermöglicht ihm, sich axial zu bewegen und den jeweiligen Bedingungen anzupassen. Ein Abstreifer sowie die Führungs- und Entlastungsnut sorgen dafür, dass Feststoffe schnell gefördert und dabei teilweise zerkleinert werden. Die vielen Vorteile: konstant hoher Wirkungsgrad, dadurch geringere Stromkosten, keine oder kaum Verstopfungen und hohe Betriebssicherheit kombiniert mit geringem Verschleiß.
Die Produktfamilie der frei aufzustellenden Hebeanlagen von ACO Haustechnik heißt ACO Muli. Jede der 5 Varianten erfüllt ein spezielles Anforderungsprofil:
ACO Muli-Mini Duo ist besonders kompakt und ermöglicht die werkzeuglose Demontage der Pumpe. Sie eignet sich besonders für Waschküchen, Reihenduschanlagen und hinter Fettabscheidern. Die ACO Hebeanlage Muli-Mini kann hinter Fettabscheidern bis zur Nenngröße 4 eingesetzt werden.
Das ideale Einsatzgebiet der ACO Muli-Star Duo mit einem Nutzvolumen von bis zu 185 l sind Mehrfamilienhäuser, Bürogebäude, Hotels und Krankenhäuser. Die Anlage kann fäkalienhaltiges und fäkalienfreies Abwasser fördern. Es stehen zwei Behältergrößen mit 150 l bzw. 300 l zur Verfügung.
Die neue ACO Muli-Flex Duo Abwasserhebeanlage zeichnet sich vor allem durch die hohe Flexibilität aus. Der Behälter ist sowohl für den Einbau in die Bodenplatte (Unterflur) sowie die freie Aufstellung im Raum konzipiert. Für den Unterflur-Einbau stehen diverse Aufsatzstücke aus Polyethylen sowie Edelstahl zur Verfügung. Die Abdeckung besteht aus robustem Polyurethan und ist nach Klasse A15, gemäß EN124, geprüft. Zur Auswahl stehen Pumpen für Grau- und Schwarzwasser.
ACO Muli-Nova überzeugt durch Größe und Leistung. Es sind 3 Pumpengrößen sowie 2 Behältergrößen wählbar. Durch die optimierte Hydraulik kann die Anlage bis zu 30m Förderhöhe erreichen. Sie ist für mittlere bis große Gewerbeeinheiten einsetzbar.
Die Hauptmerkmale der ACO Muli XL Duo sind der individuell konfigurierbare Behälter (bis 1.100 l) und die Pumpe mit adaptivem Laufrad für besonders verstopfungsarmen Betrieb – sie ist speziell für gewerbliche oder industrielle Objekte mit sehr großem Abwasseraufkommen konzipiert.
Bis auf ACO Muli-Mini eignen sich alle genannten Geräte für fäkalienhaltiges und fäkalienfreies Abwasser. Mit umfangreichen Zubehör – u.a. Signalanlage mit GSM-Modul, Blitzleuchte Signalhupe, Lufteinperlung, Absperrschieber, Handmembranpumpe, u.v.m. – lassen sich die Anlagen an die unterschiedlichsten Erfordernisse anpassen.
Über die Pumpstationen berichten wir nächste Woche Freitag den 18.07.2025.
Autor:
Alexander Leser,
Abteilungsleiter Bereich Hebeanlagen- und Pumpentechnik, ACO Haustechnik
Weiterführende Informationen erhalten Sie auf www.aco-haustechnik.de/loesungen/abwasserhebeanlagen-pumpstationen/











